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Gesagt, getan ... Wenn es nur so einfach wäre!

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© Nuthawut Somsuk/iStock

Kennen Sie das? Da hat man als Dozentin oder Dozent eine großartige Idee, redet mit anderen darüber und es passiert... nichts. Nur weil ein Einfall im (Unterrichts-)Raum steht, bedeutet das noch lange nicht, dass diese Idee auch zu einer neuen Normalität wird. Oder prägnanter: „Tun ist wie wollen. Nur krasser.“ Diesen Spruch habe ich vor einiger Zeit auf einem T-Shirt gelesen. Und mit genau dieser Einsicht startet unsere gemeinsame, über elf weitere Stationen verlaufende Reise zu den Möglichkeiten, die Kommunikation im Lehrgang zu optimieren. Sind Sie dabei? Prima, auf geht’s …

Konrad Lorenz, ein nicht unumstrittener Verhaltensforscher, hat den Weg von einer Idee zur Umsetzung folgendermaßen beschrieben: Gemeint ist nicht gesagt. Gesagt ist nicht gehört. Gehört ist nicht verstanden und verstanden ist nicht einverstanden. Und selbst, wenn man einverstanden ist, bedeutet das noch lange nicht, dass etwas einmal probiert und dann zu einem neuen, alltäglichen Handeln wurde.

Betrachtet man diese Kommunikationshürden näher, ergeben sich hieraus für uns Dozierende wertvolle Tipps, wie wir Gespräche innerhalb und außerhalb des Lehrgangs einfach besser aufbauen können.

Gemeint ist nicht gesagt.

  • Klären Sie ganz genau, welche didaktischen Ziele Sie erreichen möchten: Was sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen und verstehen? Was sollen sie tun? Welches Gefühl möchten Sie „erzeugen“?

Gesagt ist nicht gehört.

  • Sorgen Sie für einen entspannten Rahmen (dazu kommen wir später noch ausführlicher), in dem sich ihre Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer vollkommen auf Sie und Ihre Gedanken einlassen können.

Gehört ist nicht verstanden.

  • Fragen Sie nach, wie Ihre Erläuterungen aufgenommen und verstanden wurden. Die Frage „Was war für euch wichtig?“ hilft hier weiter.

Verstanden ist nicht einverstanden.

  • Hier geht es darum, den Grad des Einverständnisses transparent werden zu lassen: Konkret können Sie zum Beispiel fragen: „Wie sehr seid ihr damit einverstanden?“ oder „Wo stimmt ihr zu, was spricht für euch dagegen?“ oder „Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie sehr stimmt ihr zu und warum wählt ihr genau diesen Wert?“

Einverstanden ist nicht getan.

  • Dies ist mitunter die größte Hürde. Ich empfehle Ihnen, das Neue erst einmal auszuprobieren und nicht als fix zu betrachten. Wenn man einen unverbindlichen Testballon startet, sind die Hürden für neue Ideen geringer. Konkret lautet hier die Schlüsselfrage: „Was bräuchten wir, damit wir das Neue einmal ausprobieren können, um dann zu schauen, ob es sich für unsere Prüfung bzw. für unsere Berufspraxis lohnt?“

Getan ist nicht selbstverständlich.

  • Vielleicht kennen Sie das von Neujahrsvorsätzen. Man probiert etwas aus und lässt es dann doch wieder bleiben, obwohl das Neue durchaus gut war. In dieser Phase geht es darum, gezielt auf das Experiment zu blicken und zu fragen: „Was müssen wir tun, um das Experiment zu einer neuen selbstverständlichen Prüfungs- oder Praxisroutine zu entwickeln?“

So gesehen ist gelungene Kommunikation ein Geben und ein Nehmen: Sie geben eine ausgefeilte Argumentation und partnerschaftliche Fragen. Zugleich nehmen Sie durch die Schlüsselfragen auch andere Sichtweisen an und bewahren sich so Ihre Freiheit, auch andere Möglichkeiten zuzulassen.

Werfen Sie in den nächsten Tagen doch einfach einmal einen solchen Blick auf Ihre Gespräche im Lehrgang: Welche Kommunikationshürden sind für Sie besonders wichtig? Verbessern Sie genau hier Ihre Fähigkeiten! 

Viel Spaß, alles Gute und bis zum nächsten Mal, Ihr

Unterschrift Gregor Kern

© Gregor Kern





PS: Sicher haben Sie es gemerkt, ich habe die Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer bei meinen oben aufgeführten Fragen geduzt. Ich persönlich empfinde die Du-Form in den Lehrgängen der (Höheren) Berufsbildung, in den meisten Seminaren und Workshops als lernfördernd, aber natürlich kann man anderer Meinung sein. Manchmal trifft man auch auf ein Publikum, bei dem ein Duzen einfach nicht angemessen wäre. Auf jeden Fall erfordert also auch diese Frage bereits einiges an Kommunikationskompetenz. Um die Sache aber nicht zu verkomplizieren, sehen Sie es mir ggf. bitte nach, wenn ich hier und auf den nächsten Stationen unserer Reise die Teilnehmenden weiterhin mit Du anspreche. Vielen Dank.

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© privat

Über den Autor

Dr. phil. Gregor Kern

Ausbildung zum Großhandelskaufmann, danach Studium der Pädagogik einschließlich Promotion.
Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen:

  • Lernen erwachsener Menschen
  • Zusammenarbeit, Kommunikation, Führung

Dr. Kern arbeitete viele Jahre für verschiedene IHKs im Bereich der beruflichen Bildung, zuletzt als pädagogischer Leiter des IHK-Bildungszentrums in Karlsruhe. Seit 2016 ist er freiberuflicher Trainer, Berater und Coach.