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Wozu handlungsorientierte Situationsaufgaben?

Passgenau für die Prüfung unterrichten
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Teilnehmende machen lassen: Handlungsorientierung im Lehrgang

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Diese Herausforderung kennt jede IHK-Dozentin und jeder IHK-Dozent: Der Rahmenplan enthält eine Menge Qualifikationsinhalte und schlüsselt genau auf, welche beruflichen Kompetenzen am Ende des Lehrgangs damit verbunden sein sollen. Dem stehen ein knappes Zeitkontingent und eine meist heterogene Gruppe von Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmern gegenüber. In diesem Spannungsfeld stellen handlungsorientierte Situationsaufgaben, wie sie auch in der Prüfung gestellt werden, einen effektiven Lern- und Trainingsansatz dar. Unsere Serie beleuchtet, wie es funktioniert.

Ist-Status
Jeder Lehrgang ist anders, aber eines haben sie meistens gemeinsam: Die Teilnehmenden sind bunt gemischt – altersmäßig und vor allem mit Blick auf die Berufs- und Lebenserfahrung, die sie in den Lehrgang mitbringen. Ebenso machen sich Unterschiede der kulturellen Herkunft und der Leistungsbereitschaft bemerkbar. Mit diesem von Heterogenität geprägten Status-quo zu Recht zu kommen, zeichnet IHK-Dozentinnen und -Dozenten aus.

Soll-Zielsetzung
So unterschiedlich die Teilnehmenden, so einheitlich ihr Ziel: Das erfolgreiche Bestehen der bundeseinheitlichen Prüfung am Ende des Lehrgangs. Durch sie weisen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die beruflichen Kompetenzen nach, die sie zu Fach- und Führungskräften qualifizieren. 

Exakt hierauf zielt der Begriff der beruflichen Handlungsfähigkeit im Sinne des § 1 Berufsbildungsgesetz (BBiG) ab. In seinem Zentrum geht es um Wissen als praktisch nutzbares Verfügungswissen in Verbindung mit einem differenzierten Orientierungswissen und einem komplexem Reflexionswissen zur sachgerechten Ausführung einer Handlung.

Kompetentes Handeln bedeutet zu wissen, welche Optionen zur Verfügung stehen, sich in der Materie auszukennen und sich der Folgen bewusst zu sein.

Handlungskompetenz in den Lehrgang bringen
Um das Delta zwischen dem Startszenario, den heterogenen Lerngruppen, und dem Ziel, dem Erreichen eines einheitlichen Basisniveaus beruflicher Kompetenzen, zu schließen, bieten sich neben weiteren pädagogischen Methoden besonders die handlungsorientierten Situationsaufgaben an. Durch sie können Teilnehmer trainieren, berufstypische, bereichsübergreifende und komplexe betriebliche Herausforderungen praxisnah zu lösen. Die Rolle der IHK-Dozentinnen und -Dozenten besteht darin, dieses Training frühzeitig zu initiieren und als Experten aus der Praxis zum eigenständigen Nachdenken und Vernetzen der Lerninhalte zu motivieren.

Der Rahmenplan als Impulsgeber
Der Rahmenplan führt im Detail auf, welche Kompetenzen Absolventen einer IHK-Weiterbildung beherrschen sollen. Da die Lerninhalte nicht nur aufgelistet, sondern mit Bezügen zueinander versehen, d. h. fachlich übergreifend miteinander verknüpft sind, bietet sich der Rahmenplan als Impulsgeber für die Lehrgangsvorbereitung und -durchführung an. Die Verknüpfungen bestehen aus Rahmenplannummern in der Spalte „Hinweise zur Vermittlung“. Diese Hinweise können IHK-Dozentinnen und -Dozenten aufgreifen, indem sie im Lehrgang solche wichtigen Zusammenhänge zwischen Lehrgangsinhalten verschiedener Fachbereiche verdeutlichen.

Bereichsübergreifende Zusammenhänge erkennen und verstehen, genau das heißt es, die berufliche Handlungsfähigkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu entwickeln bzw. zu stärken: Handeln heißt verknüpfen können.

Arbeiten mit Musterunternehmen
Wie lassen sich bereichsübergreifende Zusammenhänge in berufliches Handeln übertragen? Zum Beispiel anhand eines Musterunternehmens, wie es in den IHK-Textbänden zu genau diesem Zweck integriert wurde. Die Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer können Zusammenhänge am Beispiel des Musterunternehmens konkretisieren, besondere Szenarien konkret durchspielen und Arbeitsschritte sowie typische Prozesse anhand der hierfür entwickelten Unternehmensbeschreibung selbst durchlaufen. So entsteht berufliche Handlungskompetenz als die Fähigkeit, Gelerntes auf ein Unternehmen in einer spezifischen Unternehmenssituation übertragen zu können. Nicht zuletzt ist ein solches Training eine gute  Prüfungsvorbereitung.

Wie können Sie Situationsbeschreibungen zielgenau selbst erstellen?
Legen Sie mit Blick auf den Rahmenplan die Lernziele fest: Welche Kompetenzen sollen praxisnah trainiert werden? Dazu passend wählen Sie dann eine geeignete Branche und ein reales Unternehmen. Im Internet finden sich viele hilfreiche Informationen und Materialien, um das Unternehmen skizzieren und berufstypische Aufgaben formulieren zu können. ACHTUNG: Am Ende muss alles anonymisiert werden! Schließlich gilt der Datenschutz und die IHK-Organisation ist zur  Neutralität verpflichtet.

Was zeichnet „geeignete“ Situationsbeschreibungen aus?
Drei Aspekte:

  1. Realismus
  2. Kürze
  3. Einfachheit

Die Situationsbeschreibung muss glaubwürdig und so knapp wie möglich sein: Die Branche, ein Überblick über das Produktprogramm, die Anzahl der Mitarbeitenden, ggf. einige wenige Bilanzdaten und möglichst zügig die fachspezifischen Eckpunkte für den eigentlichen Handlungsauftrag – das reicht. Langes Lesen oder Vortragen der Unternehmenssituation insgesamt, der relevanten Abteilung, womöglich noch der zwischenmenschlichen Herausforderungen zwischen Geschäftsleitung und Abteilungsleitung ... das alles und kostet wertvolle Zeit und lenkt Ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Ziel ab: dem eigenen Tun.

Verwenden Sie bitte außerdem kein Fachchinesisch, sondern achten Sie auf eine leicht verständliche Sprache. Ihre Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer sollten schon in der Beschreibung erkennen, welche Rolle sie in der anschließenden Aufgabe einnehmen und welche (aufs Wesentliche reduzierten) Rahmenbedingungen für ihre Arbeit gelten.

TIPP: Die IHK-Textbände enthalten in der Regel ein sogenanntes „Kompass-Unternehmen“, das passend zur jeweiligen Qualifizierung entworfen wurde. An dieses Unternehmen können Sie sehr einfach Ihre handlungsorientierten Arbeitsaufträge anknüpfen. Entscheiden Sie sich ggf., Ihre eigenen Situationsbeschreibung und handlungsorientierte Arbeitsaufträge selbst zu entwickeln, trainieren Sie damit automatisch auch Ihre eigenen Kompetenzen wie bei einer Fortbildung, die Mühe lohnt sich und zahlt sich aus: Schließlich gibt es nichts Langweiligeres, als nur ein Lehrbuch „nachzukauen“, die Praxis hat genug Potenzial für eine lebendige Lehrgangsgestaltung!

INNOVATIV: Ansatz des Planspiels
Wer die Möglichkeit hat: Maximaler Praxisbezug entsteht durch den Einsatz eines Unternehmens-Planspiels im Lehrgang. Dieses Instrument aktiviert spielerisch bereichsübergreifende Kompetenzen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Rollenverteilung und Identifikation mit Funktionen im Unternehmen ermöglicht ein direktes „learning by doing“ mit sofortigen realitätsnahen Feedbacks: Planspiele ermöglichen handlungsorientiertes Lernen par excellence.

TIPP: Die DIHK-Bildungs-gGmbH bietet gemeinsam mit den IHKs ein erstklassiges Unternehmensplanspiel
- zum Training einzelner unternehmerischer Handlungskompetenzen und/oder
- zum Training der unternehmensstrategischen Führung.

Je nach Lehrgangstyp, Curriculum und Zusammensetzung der Teilnehmenden bieten sich  unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten an, zum Beispiel lehrgangsbegleitend als praktisches Training (in Präsenz oder online), zur Prüfungsvorbereitung oder als eigenständiges Event beziehungsweise als eigenes Kompaktseminar.

Alle Informationen zum renommierten Planspielangebot finden Sie hier.

Tipp

Die IHK-Textbände enthalten am Schluss wichtiger Kapitel thematisch passende Ausschnitte früherer Prüfungsaufgaben, die deshalb als „Berufstypische Aufgabe“ bezeichnet sind. Lernen anhand der Berufspraxis und trainieren für die Prüfung, das kommt hier als didaktisches Angebot punktgenau zusammen.

Tipp

Indem Sie als Dozentin oder Dozent praxisnahe Situationsbeschreibungen und handlungsorientierte Situationsaufgaben in Ihrer Lehrgangsdurchführung einsetzen, generieren Sie für Ihre Lehrgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer sowie für sich selbst Mehrwerte:

  • Sie aktivieren Ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer: raus aus der Passivität.
  • Sie schaffen methodisch didaktische Abwechslung: damit Langeweile im Unterricht gar nicht erst aufkommt.
  • Sie ermöglichen einen einfachen und direkten Transfer des Gelernten in die berufliche Praxis: Aha! Das kann ich also mit diesen Themen und Inhalten wirklich anfangen.
  • Sie verschaffen sich einen Eindruck davon, wie gut ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Materie verstanden haben und in dem Verantwortungsbereich agieren können.
  • Sie entlasten sich von "langatmigen" Monologen und führen Ihre Teilnehmenden ganz von selbst zu einem erweiterten Verständnis der betrieblichen Zusammenhänge und späteren Berufspraxis als Fach- und Führungskraft.