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BIBB-wbmonitor: Impulse für den Wandel

Weiterbildungsmonitor

sechs Papierflieger als Pyramide. links fliegt ein roter Flieger aus der Formation der weißen Flieger

© Eoneren/iStock/Getty Images Plus

Für die IHKs und ihre Teams in der Lehrgangs- bzw. Prüfungsorganisation, für die IHK-Dozentinnen und -Dozenten und ebenso für die IHK-Prüferinnen und -Prüfer ist es immer wieder spannend, welche Aussagen der jährlich erscheinende BIBB-wbmonitor in den Fokus rückt. Im Frühjahr 2024 erschien die Auswertung der Befragung vom Sommer 2022 und lenkte die Aufmerksamkeit insbesondere auf die folgenden Herausforderungen …

Konjunktur spiegelt sich in der Weiterbildungsnachfrage

An sich ist das nichts Neues: In der Entwicklung der Weiterbildungsnachfrage spiegelt sich die allgemeine Konjunktur wider. Mit dem aktuellen wbmonitor zeigen sich jedoch bemerkenswerte Details. So sahen die befragten Weiterbildungsanbieter vor allem die gestiegenen Energiepreise und die hohe Inflation als besondere Herausforderungen für ihre Planungssicherheit an. Intern markieren die beiden Faktoren die Schwierigkeit, die Betriebs- und Unterhaltskosten zum Beispiel für Heizungen oder für den Strombedarf zu kalkulieren und trotz der hohen Inflation ausreichende Ergebnisse zu erzielen. Extern, aus Sicht der Weiterbildungskundinnen und -kunden, erklären die beiden Faktoren zudem, warum vor allem Privatpersonen zum Zeitpunkt der Befragung seltener bereit waren, freies Einkommen in die eigene Weiterbildung zu investieren: Drastisch gestiegene Lebenshaltungskosten und eine zugleich spürbar gesunkene Kaufkraft führten in der Weiterbildungsbranche zu sinkenden Anmeldezahlen.

Wie sind die Weiterbildungsanbieter mit diesen Herausforderungen umgegangen? Pauschale Antworten lassen sich angesichts der sehr unterschiedlichen Unternehmensgrößen, Zielgruppen und Angebote nicht geben. Doch fast jeder zweite Anbieter (45 Prozent) stellte aufgrund von Preiserhöhungen für die eigenen Weiterbildungsangebote eine rückläufige Nachfrage fest. Das bedeutet pointiert formuliert, dass interne Kostensteigerungen kaum an die privat zahlenden Kundinnen und Kunden weitergegeben werden konnten. Auch wenn sich die Lage auf dem Energiemarkt wieder etwas entspannt und die Inflation mittlerweile akzeptable Werte erreicht hat, ist in Zukunft kaum damit zu rechnen, dass bei Privatpersonen die Preisbereitschaft für Weiterbildung erkennbar zunehmen wird.

Etwas anders stellt sich das Bild bei denjenigen Weiterbildungsanbietern dar, die ihr Geschäft vor allem mit betrieblicher Kundschaft machen. Hier konnte im Sommer 2022 eine überwiegend positive Geschäftsstimmung festgestellt werden, denn viele Unternehmen arbeiten engagiert an der digitalen und sozial-ökologischen Transformation ihrer Geschäftsprozesse und investieren daher auch in den hierfür erforderlichen Aufbau von neuem Know-how bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Wirtschaft investiert in Bildung, um Ziele zu erreichen – Privatpersonen halten angesichts unsicherer Zeiten ihr knapper gewordenes Geld beisammen, so in etwa könnte man die Marktsituation vom Sommer 2022 zusammenfassen.

Alarmstufe gelb: Fachkräftemangel auch in der Weiterbildung

Menschenketten auf Puzzleteilen. Einzelne Teile fehlen und bilden gelbe Lücken

© wildpixel/iStock/Getty Images Plus

Gegen den Fachkräftemangel hilft? Bildung! Umso alarmierender ist das Ergebnis des wbmonitors 2022, dass rund 70 Prozent der Weiterbildungsanbieter Schwierigkeiten haben, neues geeignetes Lehrpersonal zu gewinnen. Diese Bilanz gilt für alle Beschäftigungsmodelle, von den angestellten Lehrenden, Dozierenden und Trainern über die festen Freien bzw. Honorarkräfte bis zu den ehrenamtlich Tätigen. Die Auswirkungen dieser Entwicklung liegen auf der Hand:

  • Der Wettbewerb um geeignete Dozierende aber auch Prüfende wird spürbar zunehmen, insbesondere in den Themenfeldern, die für die Wirtschaft zukunftsrelevant sind, zum Beispiel rund um den Einsatz von KI in Unternehmen.
  • Der Mangel an geeignetem Lehrpersonal wird neue Kooperationsformen und -angebote mehrerer Bildungsanbieter forcieren. Hierbei werden online durchgeführte Weiterbildungen aufgrund der Ortsunabhängigkeit der Lehrgangsdurchführung verstärkt punkten können.
  • Eine wichtige Maßnahme, um den vorhandenen Fachkräftemangel in Deutschland nicht weiter ansteigen zu lassen, besteht darin, in die Qualifizierung potenziell geeigneter Lehrender zu investieren. Hierfür müssen – auch von den Weiterbildungsanbietern – Anreize geschaffen werden. Denn ohne geeignetes Lehrpersonal lässt sich kein Weiterbildungsgeschäft betreiben.  
  • Auf dem Weiterbildungsmarkt werden die Unterschiede der Lehrgangsqualitäten und der durch Weiterbildung erzielten Lernerfolge wachsen: Weiterbildungsanbieter, die über eigene Schulungs- und Qualitätssicherungsinstrumente für ihr Lehrpersonal verfügen und entsprechende Anreize bieten bzw. Verpflichtungen durchsetzen können, werden sich gegenüber weniger qualitätsorientierten Anbietern immer weiter absetzen und, ein wettbewerbsfähiges Preis-Leistungsverhältnis vorausgesetzt, erfolgreicher im Weiterbildungsmarkt behaupten können.

Digitalisierung erhöht den Konkurrenzdruck

Der durch die Corona-Pandemie entstandene Schub für das digitale Lehren und Lernen wirkte auch 2022 weiter. So sind Online-Weiterbildungen für viele Weiterbildungsanbieter mittlerweile unverzichtbar geworden, etwa jede vierte Weiterbildung wurde 2022 zu 100 Prozent online durchgeführt. Ein Nebeneffekt dieser Entwicklung ist, dass mit der Digitalisierung der Weiterbildungsangebote auch eine Verschärfung des Konkurrenzdrucks einhergeht: Online-Weiterbildungen können überregional durchgeführt und somit auch überregional vermarktet werden, der Stellenwert einer Durchführung des Lehrgangs in Präsenz verliert für immer mehr Teilnehmende immer öfter an Bedeutung.

Weiterbildung für die Weiterbildung

Die Weiterbildungsbranche befindet sich wie viele andere Wirtschaftsfelder auch in einem vielschichtigen Wandel. Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Fachkräftemangel … für alle diese Herausforderungen heißt eine Antwort: Bildung. „Mehr Weiterbildung für die Weiterbildungsbranche“, so lautet daher auch einer der wesentlichen Impulse des wbmonitors 2022.


Wer erstellt den wbmonitor?

Jedes Jahr im Sommer befragt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e. V. (DIE) privatwirtschaftliche, öffentlich-rechtliche, privat-gemeinnützige und von Institutionen bzw. Organisationen getragene Weiterbildungsanbieter zu ihrer aktuellen Geschäftstätigkeit und ihren Erwartungen für die Zukunft. Auf diese Weise entsteht ein branchen-, zielgruppen- und bildungsthemenübergreifendes Gesamtbild der Weiterbildungsnachfrage in Deutschland sowie der wesentlichen Entwicklungstrends im Weiterbildungsmarkt. Ohne Bildung kein Fortschritt, damit liefert der wbmonitor wichtige Kerninformationen zur Beurteilung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformationsfähigkeit in Deutschland.

DIHK-Bildungs-gGmbH schafft Lösungen – Beispiel

Die DIHK-Bildungs-gGmbH bietet den IHKs die Durchführung von IHK-Online-Zertifikatslehrgängen zu zahlreichen Zukunftsthemen der Wirtschaft an. Über diesen Weg können die IHKs den Unternehmen ihrer Region Weiterbildungen anbieten, auch wenn sie selbst aktuell noch keine eigenen Dozierenden zum Thema haben oder wenn die Anmeldezahlen für die Durchführung eines Präsenzlehrgangs nicht ausreichen. 

Kontakt

Pröbsting
Florian Pröbsting Prokurist und Bereichsleiter