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Beruf und Berufung

Eine Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung braucht auch eine Stärkung des prüfenden Ehrenamts
Eine Gruppe sitzt an einer Seite eines Tischs mit Laptops wie eine Prüfungskommission.

Ehrenamt als Prüferin oder Prüfer macht Spaß und bereichert die eigene Persönlichkeit

© GettyImages

Was können wir gegen den Fachkräftemangel tun? Eine Antwort lautet: Die berufliche Aus- und Weiterbildung stärken. An der Stelle richtet sich der Blick dann meist darauf, wie die Zugänge zur Beruflichen Bildung verbessert, die Angebote selbst modernisiert und die Abschlüsse weiterentwickelt werden können. Eher selten wird bedacht, dass die Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung auch eine Stärkung des prüfenden Ehrenamts verlangt. Zeit für ein Weiterdenken.

Was bringen Prüfende heute mit?
Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) hält sich bei der Frage, wer in der Beruflichen Bildung prüfen darf, recht bedeckt. „Der Prüfungsausschuss“, heißt es dort, „besteht aus mindestens drei Mitgliedern. Die Mitglieder müssen für die Prüfungsgebiete sachkundig und für die Mitwirkung im Prüfungswesen geeignet sein.“ (BBiG § 40 ff.) Die Berufung der Mitglieder erfolgt durch die zuständigen Stellen, zum Beispiel die IHKs.

Um die Sachkunde sicherzustellen, setzen die meisten IHKs für neue Prüfende einen fachlich zum  Prüfungsabschluss passenden eigenen Abschluss und eine Berufspraxis von mindestens vier bis fünf Jahren im jeweiligen Berufsfeld voraus:

Keine Berufung ohne Berufserfahrung, so lautet eines der wichtigsten Qualitätskriterien für die IHK-Prüfungsausschüsse.

Doch dieses Kriterium hat seinen Preis. Frühestens mit Ende zwanzig verfügen Beschäftigte über die geforderte Sachkunde – mitten in einer Phase der Karriereentwicklung und oft auch der Familiengründung. In diesem Lebensabschnitt noch ein Ehrenamt zu übernehmen, fällt schwer. Das spiegelt auch das Durchschnittsalter aller ehrenamtlich tätigen Personen in Deutschland: deutlich über 50 Jahre (Quelle: foraus.de, Zahlen zum Ausbildungspersonal).

Gerade die Mischung aus älteren und jüngeren Prüfenden im Prüfungsausschuss trägt jedoch dazu bei, die Prüfungen am Puls der aktuellen Berufspraxis und abgestimmt auf die jüngeren Generationen durchführen zu können. 

Kurz gesagt: Für die Stärkung der Beruflichen Bildung ist es auch erforderlich, die Attraktivität des prüfenden Ehrenamts für alle Altersgruppen der Fach- und Führungskräfte weiterzuentwickeln.

Eignung will gelernt sein
Die zweite Anforderung an Prüfende lautet: „für die Mitwirkung im Prüfungswesen geeignet“. Was gemeint ist, erklären IHK-Prüfungsorganisatorinnen und -organisatoren mit einer ganzen Palette von Fähigkeiten:

  • Kommunikationskompetenz
  • Einfühlungsvermögen
  • Urteilskraft
  • persönliche Reife
  • pädagogisches Geschick 
  • und nicht zuletzt die Bereitschaft, an IHK-Prüferschulungen teilzunehmen.

Der letztgenannte Aspekt ist dabei von zentraler Bedeutung. Denn wer andere prüfen will, sollte auch selbst eine Bereitschaft mitbringen, sich fortwährend weiterzuentwickeln. Überdies wird niemand als Prüferin oder Prüfer geboren. Um die fachliche Kompetenz als Prüfende bzw. Prüfender zu erweitern, bieten die IHKs Schulungen, Trainings, Workshops und vieles mehr.  Darüber hinaus qualifiziert die DIHK-Bildungs-gGmbH als zentraler Dienstleister der IHKs Prüferinnen und Prüfer in Webinaren, (Online-)Trainings und Seminaren, beispielsweise zu den Themen

  • Schriftliche Prüfungen korrigieren und bewerten,
  • Prüfungsrecht oder
  • Kommunikation in mündlichen Prüfungen.

Die Resonanz zeigt, wie wichtig und hilfreich diese Angebote sind: „Auffrischung und Gegencheck für persönliche Vorgehensweisen“, „Gutes Handwerkszeug für jeden Prüfer“, „hoher Praxisbezug und direkte Umsetzbarkeit für die Arbeit“ – so lauten nur einige der vielen positiven Feedbacks.

Fazit
Die Stärkung des prüfenden Ehrenamts ist eine tragende Säule für die Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Hierfür sind alle Beteiligten gefordert: die Politik, indem sie ehrenamtliches Engagement noch mehr fördert, die Unternehmen, die im eigenen Interesse (wieder) mehr Prüfende entsenden und freistellen, die IHK-Organisation und die Prüfenden, die durch konsequente Qualifizierung die Qualität der Prüfungen hochhalten. Fachkräftesicherung funktioniert nur als Teamleistung. Machen wir das Beste daraus!

Autor: Sören Brune
seit 1. Februar 2023 Geschäftsführer
der DIHK-Bildungs-gGmbH


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