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Zukunft gestalten: Azubis geben Einblicke in ihre Arbeitswelt

Ausbildungsberufen sprichwörtlich ein Gesicht geben, Schülerinnen und Schüler mit authentischen Impulsen verantwortungsvoll bei ihrer Berufswahl unterstützen, die duale Ausbildung und auch die Ausbildungsbetriebe der Region erlebbar machen: Von der Initiative Ausbildungsbotschafter und Ausbildungsbotschafterinnen NRW – Unterwegs für „Kein Abschluss ohne Anschluss“ profitieren alle Beteiligten gleichermaßen.

Es braucht nicht immer große Kampagnen, um junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Öfter als angenommen reicht ein offenes Gespräch auf Augenhöhe. Wenn Auszubildende unmittelbar aus ihrem beruflichen Alltag berichten, entstehen Momente, die weder eine Berufsorientierungsmesse, eine Website noch ein Flyer erzeugen können. Vor diesem Hintergrund rief die Dachorganisation IHK NRW 2015 landesweit das Projekt „Ausbildungsbotschafter und Ausbildungsbotschafterinnen“ ins Leben: In diesem Rahmen besuchen junge Talente, die sich selbst inmitten ihrer Ausbildung befinden, ehrenamtlich weiterführende Schulen und geben den Schülerinnen und Schülern vor Ort lebendige Einblicke in ihre individuelle Arbeitswelt – lebensecht, praxisnah und auf besondere Weise inspirierend. Bereits in den ersten beiden Jahren der Projektlaufzeit schulten die teilnehmenden IHKs landesweit rund 2.800 Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter, die mehr als 45.000 Schülerinnen und Schülern ihre Arbeit nähergebracht und insgesamt 189 Ausbildungsberufe vorgestellt haben. Bis heute ist das Projekt erfolgreich – sogar in weiteren Bundesländern. Auch digitale Formate werden inzwischen erfolgreich genutzt.

Austausch auf Augenhöhe

Die IHK Nord Westfalen ist seit der ersten Stunde dabei. Um möglichst viele Ausbildungsbetriebe im Kammerbezirk zu erreichen, arbeitet das Projektteam mit Verantwortlichen aus der Handwerkskammer Münster zusammen. Auch dies ist Teil der bundesweit etablierten Struktur, bei der sich Kammern und regionale Partner zusammenschließen, um Synergien zu schaffen. Die HWK Münster stößt ihrerseits den Austausch zwischen Handwerksbetrieben und Schulen an und unterstützt bei Abstimmung und Planung. „Es ist ein freiwilliges Projekt“, schildert Sabine Braukmann aus dem Team Fachkräftesicherung der IHK Nord Westfalen. „Jede und jeder, die oder der Lust hat und es sich zutraut, kann Ausbildungsbotschafterin beziehungsweise -botschafter werden, und die Ausbildungsleiter und -leiterinnen können sich bei uns melden.“ Natürlich nehmen Sabine Braukmann und ihr Projektteam die jungen Menschen an die Hand: Bevor es in die Klassenzimmer geht, werden die angehenden Botschafterinnen und Botschafter seitens der IHK vorbereitet – vor allem auf die Fragen, die von Schülerinnen und Schüler gestellt werden: Wer hat dir geholfen bei deiner Berufsorientierung? Hast du dich in puncto Ausbildung vielleicht nochmal umentschieden? Wie läuft so eine Ausbildung überhaupt ab, und was macht eine Verfahrensmechanikerin oder ein Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik? Welche Kompetenzen brauche ich hier?

Interesse wecken, Möglichkeiten aufzeigen

So breit das Spektrum der derzeit mehr als 300 Ausbildungsberufe, so vielfältig die inhaltlichen Fragen. Was die Schülerinnen und Schüler eint, ist die Überforderung angesichts dieser Menge an Möglichkeiten, die in der Regel vage bleiben. Es sei denn, ein Ausbildungsbotschafter beziehungsweise eine Ausbildungsbotschafterin füllt die leeren Stellen mit Leben. Davon profitieren auch die Auszubildenden selbst. Sie lernen, vor Gruppen zu sprechen und Verantwortung zu übernehmen. Und sie spüren: Sie können überzeugen und etwas bewegen. Diese persönliche Weiterentwicklung geht über den fachlichen Part der Ausbildung hinaus. Zudem ist es für Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter eine kleine Auszeichnung, ihr Unternehmen vorstellen zu dürfen, wie Sabine Braukmann schildert. „Das zeugt von Vertrauen seitens der Ausbilderinnen und Ausbilder – ein großer Gewinn für alle Seiten.“

Effektiver Beitrag zur Nachwuchsförderung

Gerade für Unternehmen, die in hart umkämpften Regionen nach geeigneten Nachwuchskräften suchen, kann der Einsatz von Ausbildungsbotschaftern und -botschafterinnen einen strategischen Vorteil bedeuten. Wer seine Auszubildenden in Schulen schickt, zeigt nicht nur Offenheit und Engagement, sondern trägt zur langfristigen Stärkung der Arbeitgebermarke bei. Gleichzeitig entsteht ein mitunter nachhaltiger Kontakt zu potenziellen Bewerbern und Bewerberinnen. Sabine Braukmann erläutert: „Die Gefühlsebene ist wichtig – die erreicht die Schülerinnen und Schüler. Im Zweifel erinnern sie sich nicht an den Namen des Unternehmens. Den kennt dann die Lehrkraft. Aber wenn die Schülerinnen und Schüler einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz suchen, fällt ihnen vielleicht der nette Ausbildungsbotschafter wieder ein, der da vor einiger Zeit im Klassenzimmer stand.“

Nachhaltige Zukunftsinvestition

zwei Auszubildende vor einem Präsentationsmonitor mir einer Kurzfirmendarstellung

In der Sekundarschule Telgte waren am 31. März 2025 Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter im Einsatz: u. a. Lina Beuse und Niklas Kirchbeck (beide im Ausbildungsberuf zum Industriemechaniker bzw. zur -mechanikerin) von der Brillux GmbH & Co. KG in Münster.

© IHK Nord Westfalen

Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter sind demnach das Bindeglied zwischen Schule und Wirtschaft, zwischen Berufsbild und Arbeitsrealität. Unternehmen, die ihre Azubis auf diese – kostenfreie – Plattform steigen lassen, investieren gezielt in ihre wirtschaftliche Zukunft. Die IHK Nord Westfalen erhält Sabine Braukmann zufolge noch bis Ende 2025 finanzielle Unterstützung für die Einsätze. Das Programm wird gefördert von der Landesregierung NRW und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Sie besteht aus einem Festbetrag, der es uns ermöglicht, an vielen Schulen Einsätze zu koordinieren.“ Ob danach weitere Fördertöpfe geöffnet werden könnten, sei derzeit noch offen. „Unabhängig davon: Wir machen weiter“, hebt die Projektverantwortliche hervor. „Für uns sind die Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter eines der sinnvollsten Projekte in der Berufsorientierung überhaupt.“

Leonie Haves

Ausbildungsbotschafterin Leonie Haves, Auszubildende bei der AGRAVIS Raiffeisen AG in Münster, ist von dem Projekt überzeugt: Sie fand selbst über zwei Ausbildungsbotschafter zum Betrieb. „Die Azubis waren damals bei uns an der Schule und haben vom Unternehmen und dem Alltag dort berichtet“, erzählt sie.

© privat

Kontakt

Sabine Braukmann

Sabine Braukmann, Fachkräftesicherung, Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen

© Grundmann

Telefon: 0209 388 537

E-Mail: sabine.braukmann@ihk-nordwestfalen.de

Infos

www.mags.nrw/ausbildungsbotschafter

www.ausbildungsbotschafter.online

Eine Gruppe junger Leute sitzt um einen Tisch mit einem Laptop

Mit Klischees aufräumen

Jahr für Jahr werden im Kammerbezirk der IHK Nord Westfalen rund 350 Azubis zu Botschafterinnen und Botschaftern geschult, die an vielen weiterführenden Schulen vor Ort und im Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern sind. Sabine Braukmann von der IHK Nord Westfalen berichtet im Interview.